November 30, 2010

Rechtfertigender Notstand

November 26, 2010

What in the world are they spraying?


Produced by G. Edward Griffin, Michael J. Murphy, and Paul Wittenberger.
Original Idea by Michael J. Murphy. Directed by Paul Wittenberger.

Geoengineering & Geoengineeringwatch & AAAS

pt 1) A journey started in San Diego, CA, where thousands of scientists, engineers, policy makers and journalists gathered for the American Association for the Advancement of Science Conference.
One of the topics was the artificial manipulation of the earth's climate, also called geoengineering.
During the meeting, scientists spoke about the plausibility of implementing geoengineering campaigns throughout the world under the guise of preventing global warming.
One widely accepted theory was to block the sun by spraying something into the atmosphere.
When they are asked about existing aerosol programs, they stated clearly that no such programs had ever been implemented, but strangely these proposals sounded exactly like what people around the world are claiming as already happening.

Stewart Howe (journalist): "When I found out that the AAAS was gonna be held down here and main body of topic was the geoengineering I had to come. I had to be in on this, I had to hear what these taught climate change scientist had to say." ("2010 AAAS Annual Meeting – Bridging Science and Society, Room 4, 22 February,
Geoengineering the climate: The Royal Society.

The Royal Society, September 2009: Geoengineering the climate – Science, governance and uncertainty.
David Keith, University of Calgary")

AAAS Conference Panelist:

"These odd questions out there about chemtrails, weather geoengineering [...] right now, without our knowledge ... I personally think that – other than to say that – I worked in government at pretty high levels in the White House [...] I'd be personally sceptical of that, but obviously never [...]"

Lea Tanja Hinze


11/02'10 Die Rebellin vom Schloss – ein Film von Michael Petsch

Ökologisch sinnvoll soll alles sein, nichts wird verschwendet – darauf haben sich Lea und die anderen Bewohner geeinigt, als sie ihre Lebensgemeinschaft gründeten. [...] Und Lea? Seit 2006 lebt sie auf Schloss Tonndorf. *)
Hier kennt sie jede Pflanze – "Kräuterhexe" ist für sie ein Kompliment.

"Ich mag die ganzen Geschichten und Sagen, die sich um Pflanzen ranken, weil da viel mehr drinsteckt als in unserem heutigen chemisch-medizinischen Blick auf die Pflanzen.
Das hier ist das echte Eisenkraut.
Das ist 'ne Pflanze, die ich richtig gerne mag, die hab ich als erstes hier angepflanzt. Das ist 'ne heilige Pflanze der Kelten, und zwar haben die Schmiede die früher benutzt. Die Schmiede waren bei den Kelten Magier, weil sie's geschafft haben, ohne zertrampelt zu werden von Mutter Erde, ihr das Erz zu entreißen. Und dafür haben sie diese Pflanze benutzt, um Mutter Erde zu besänftigen."

Leas Einsatz vom April holt sie ein. Ihre Feldverwüstung ist noch nicht vergessen, hat nun juristische Folgen.

"Ich bin eine, die das leben will, was ihr wichtig ist, und dafür auch mit allen Konsequenzen einsteht. Und es gibt Dinge, die ich für so schlimm erachte, dass ich da auch aktiv dagegen was tue, wie z.B. diesen Weizenversuch in Gaterselben zu beenden.
Aber das hat nichts mit so 'nem Rebellentum zu tun, immer und überall dagegen zu sein oder mich an irgendwas abarbeiten zu müssen, weil ich das halt brauche."

Petsch) Würdest du für 'ne Überzeugung auch ins Gefängnis gehen?
Lea) "Ja, würd ich machen."

Ein Jahr nach der Feldaktion: Demo der Gruppe Gendreck-weg in Magdeburg. Anlass ist der Prozess, der Lea und ihren Mittätern gemacht werden soll. Der Medienrummel ist in ihrem Sinne.

"Ich hab schon mal 'n Prozess in München mitgemacht, da waren wir dreimal, da haben wir vier Feldbefreiungen hinter uns – also da ist schon 'ne Menge gelaufen.
Das war ja auch der Grund, warum sich Gendreck-weg gegründet hat, weil es so viele Aktionen schon gab – Petitionen, Demonstrationen, Märsche, Unterschriftenaktionen, Einwendungen beim Bundestag usw. – und einfach klar wurde, es bringt nichts, man kommt so nicht weiter, und jetzt müssen wir auf die Felder."

Der Zivilprozess am Landgericht Magdeburg beginnt. Es geht um 245.000 Euro Schadensersatz, der für die Vernichtung des Genweizens in Gatersleben gefordert wird. Hier geht es nicht um Moral, der Richter wird ausschließlich darüber verhandeln, ob Lea und die anderen zahlen müssen. Am Ende kein klares Urteil: Das Gericht hält sie für schuldig, um die Schadenshöhe wird aber weiter gestritten.

Viele Wochen später in Leas Welt, Schloss Tonndorf ... Eine Idylle: 15 ha Land mit eigenen Obstwiesen und eigenem Wald ohne Verkehrslärm, ohne Genweizen – ein Platz für alternatives Leben mitten in Deutschland.


37grad.zdf.de) Als ich dann eine Woche später dort ankam, konnte ich es kaum glauben: ein verwunschenes altes Gemäuer, mitten in der malerischen Landschaft Thüringens, oberhalb eines 600-Seelen-Dorfes. Der Weg dorthin windet sich erst über einen holprigen Feldweg, eine kleine Pflasterstraße durch den Wald nach oben und schließlich über die etwas ramponierte Schlossbrücke ins Innere. Im Torbogen grüßten mich bereits freundliche Menschen im "Alternativ-Look". Das große Foyer des Schlosses hatte deutlich bessere Zeiten hinter sich. Von der Stuckdecke bröckelte der Putz, und an der Wand hing ein riesiges, fast drei Meter hohes "Schlossgespenst". Sie nennen es die "weiße Frau", die angeblich hier spukt, wie ich später erfuhr.
Mir war klar: Das, ja genau das, ist der Stoff für eine "37 Grad"-Geschichte! [...]
In Zeiten eines offenbar erstarkenden Wandels von politischem Desinteresse hin zu einer gestaltenden und streitbaren demokratischen Gesellschaft war ein Portrait von Leas Leben mehr als beispielhaft. Sie könnte auch gegen Atomkraft oder gegen "Stuttgart 21" sein. Wichtiger war mir zu zeigen, was hinter Leas Haltung steckt, eine Einstellung, die sie einmal im Interview zusammenfasste: "Für eine demokratische Gesellschaft ist es total wichtig, dass es viele Menschen gibt, die denen, die da oben regieren, auf die Finger gucken!"
Die Bewohner von Schloss Tonndorf kennengelernt zu haben, war für mich und meine Kollegen ein großer Gewinn. Ich kann mir zwar immer noch nicht vorstellen, selbst so leben zu wollen, aber der Einblick in dieses bewusst gewählte Leben in der Bescheidenheit hat mich zumindest meine eigene Lebenseinstellung überdenken lassen. Dies wäre auch mein persönliches Fazit, wenn ich auf die Dreharbeiten zurückblicke.
Auch im Namen meines Teams mit Kameramann Michael Habermehl und den beiden Assistentinnen Yvonne de Fries und Michiko Yokoe will ich mich dafür herzlich bedanken – vor allem aber bei Lea, die uns "Fremdlingen vom Planeten Fernsehen" den Eintritt in die Welt ihrer Lebensgemeinschaft erst ermöglicht hat.

37grad.zdf.de) Lea ist 31, alleinerziehende Mutter mit Kind. Schmuck und Shopping interessieren sie nicht. Ihr geht es um mehr: Aus ihren blauen Augen blitzt eine klare Vorstellung. Sie will sich engagieren, in ihrem Fall gegen Genweizen. Sie möchte ökologisch bewusst und im Einklang mit der Natur leben und zusammen mit anderen Menschen leben, die genauso denken.
Gefunden hat sie ihr Lebensideal auf Schloss Tonndorf am Rande des Thüringer Waldes. In dem über tausend Jahre alten Gemäuer lebt sie mit 35 Erwachsenen und 16 Kindern. Für sie ist das fast 17 Hektar große Areal ein riesiger Spielplatz. Alle Bewohner fühlen sich hier wie auf einer Insel, auf der sie ihre Vorstellung von einem alternativen Leben realisieren können. Fast alles, was sie zum Leben benötigen, bauen sie selbst an. Geheizt wird mit Bruchholz aus dem dazugehörigen Wald, Abwasser und Fäkalien werden durch eine selbstgebaute Teichkläranlage umweltgerecht entsorgt. [...] Dabei könnte es ihr passieren, dass sie gemeinsam mit den anderen über 100.000 Euro Schadensersatz leisten muss. Und ob sie mit ihrem Engagement wirklich etwas erreicht haben, ist auch fraglich.
Daran will Lea jedoch nicht denken. Im Interview gab sie ihr Lebensmotto preis: Man muss mehr Träume haben, als die Realität zerstören kann!


An diesem Abend sind wieder mal Entscheidungen fällig. Getroffen werden sie gemeinsam, einen Chef gibt es nicht. Im Frühjahr stehen Renovierungsarbeiten an, und das kostet. [...] Manchmal dauert es lange, bis eine Entscheidung fällt, und gelegentlich enden so Projekte, ehe sie richtig begonnen haben. Wie Leas Café im Schloss – monatelang hat sie dafür geschuftet, alles in Eigenleistung. [...] Ein Projekt – 35 Meinungen.
Gekauft haben sie Schloss Tonndorf für 350.000 Euro. Jeder Bewohner hat eine Einlage von fünf- bis zehntausend Euro zusammengekratzt – da will, da darf jeder mitreden.

"Ich finde, es gibt nicht den Strick, wo wir alle dran ziehen, der uns alle verbindet, und das macht's auch schwierig. Also manche engagieren sich für etwas, wofür sich andere überhaupt nicht engagieren ... und wenn dann einer vorprescht (das passiert hier öfter) – begeistert, weiß schon, wohin's geht, kennt schon 'ne bestimmte Lösung, die funktionieren könnte – und da geht's trotzdem darum, nochmal den Boden zu schaffen, d.h., nochmal 'n Schritt zurückzugehen und jedem 'nen Raum zu lassen, an der Lösung mitzuwirken ... Es ist für viele sehr viel schwerer hier so zu leben, und viele überlegen immer wieder, geh ich weg, halt ich das überhaupt noch aus. Und diese ganzen Treffen und "Konsensentscheid" – du meine Güte, wir kommen ja sowieso nie drauf, wie kann ich den Konsensentscheid umgehen (so ungefähr), wenn ich etwas möchte ... Da wollte einer ein Gewächshaus bauen und da gab's Zweifel, ob das nicht zuviel Beton in der Erde ist für die Fundamente, ob das Licht, was durch die Folien kommt, die Pflanzen nicht schädigt, und was weiß ich nicht, also tausend Geschütze wurden aufgefahren, und das Feuer erlosch in den Augen dieses Mannes, was dieses Projekt betraf. Und später ging er weg, u.a. weil er sagte, ich möchte gern meine eigenen Fehler machen dürfen, und das geht hier schlecht, wenn mir 30 Leute reinreden, wie ich mein Gewächshaus baue."

Einer gegen alle funktioniert hier nicht.
Wenn Lea das Biobrot für die Schlossbewohner backt und dabei feststellt, dass ihr keiner so recht helfen mag, braucht sie eben eine andere Strategie.

"Ich hab da irgendwann gemerkt, dass das eigentlich zuviel ist, dass ich das lieber zu zweit machen würde und dass es mir da auch 'n bisschen an Wertschätzung mangelt, manchmal – das wird so hingenommen, dass ich backe – und dann hab ich aber gemerkt, dass ich selber damit unglücklich bin, dass ich nicht mehr backe, und dann hab ich wieder angefangen. Und jetzt back ich aber aus 'ner andern Position heraus: Ich back nicht mehr für die anderen, und es ist kein Opfer, was ich bringe, sondern ich backe, weil ich das möchte und weil mir das gut tut, und das ist 'ne viel stärkere Position"

Niemand wird gezwungen etwas zu tun. Gerade weil es Pflichtarbeitsstunden wie in anderen Gemeinschaften hier nicht gibt: ein Schlupfloch für Drückeberger und Faulenzer? [...]
"Faulenzer gibt's nicht. Es bringt jeder rein, was er kann, und mehr als man kann, kann man nicht geben."

"Und was wir hier lernen ist wertzuschätzen, dass ein Nein immer ein Ja zu etwas anderem ist.
Also 'n Mensch, dem es nicht liegt, viel zu machen oder viel zu arbeiten, das ist vielleicht auf 'ner sozialen Ebene 'n ganz sensibler Mensch, und den brauchen wir ganz dringend, um bestimmte Dinge überhaupt mitzukriegen, die für uns sozial wichtig sind oder im emotionalen Bereich 'ne Rolle spielen."

Wer wie Lea hier leben will, muss wohl lernen umzudenken. Bei vielen gehört dazu, mit wenig Geld auszukommen. Nicht alle haben einen Job. Manche bekommen "Hartz Vier". Einige werden für ihre Arbeit von der Schlossgemeinschaft bezahlt.
Leas Freunde, Felix und Petra residieren im Schlossgarten, ihnen ist das alternative Leben bei Hofe schon zu adelig: Ihr Heim – ein paar Quadratmeter Zirkuswagen. Vieles selbstgebaut und vieles improvisiert. [...]

Die Bio-Schlossbewohner führen alles andere als ein Lotterleben. Wenn Lea nicht frieren will, muss sie Holz hacken – für eine Zentralheizung und eine Solaranlage fehlt nämlich noch das Geld. Heute soll der große Saal für eine wichtige Sitzung geheizt werden, denn Leas Mitangeklagte kommen.
Die Betreiber des Genweizen-Versuchsfeldes fordern noch immer Schadensersatz, ein Strafprozess kommt irgendwann dazu. Damit droht Lea Gefängnis – ein Risiko, das sie bewusst eingeht.

"Das hat für mich garnichts mit Opferbereitschaft zu tun – das ist einfach mein Weg. Und es gibt Dinge, die muss man tun, ob man will oder nicht.
Das fühlt sich nicht nach Opfer an, das war einfach das, was ich tun musste und wozu ich auch immer noch stehe. Und ich find einfach auch grade die Frage spannend, die da vor Gericht geklärt werden muss."

Dabei geht es darum, ob es sich bei ihrer nächtlichen Aktion um eine Straftat handelte oder um "rechtfertigenden Notstand" – ein schwammiger Rechtsbegriff. Da aus ihrer Sicht dieser gentechnische Versuch rechtswidrig war, sind sie überzeugt, richtig gehandelt zu haben. [...]
Frühjahr 2010, Naumburg an der Saale, rund 70 km von Tonndorf entfernt: Auf dem Marktplatz wollen Lea und ihre Gendreck-weg-Mitstreiter Weizenpflanzen verschenken und so auf ihren Prozess aufmerksam machen, der an diesem Tag hier fortgeführt werden soll. Das Interesse der Naumburger ist eher gering. [...]

"Leidenschaft ist nicht das richtige Wort – bei mir ist immer noch Empörung der Antriebsmotor hierfür. [...] Für 'ne demokratische Gesellschaft ist es total wichtig, dass es viele Menschen gibt, die dem, was oben passiert, auf die Finger gucken. Und je konzentrierter 'ne Regierung und Machthaber und Konzerne weghören, desto lauter muss man da halt werden und desto unübersehbarer.
Und das ist, glaub ich, 'ne ganz normale Entwicklung."

Auch in Naumburg gab es keine Einigung. Die Richter hoben das erste Urteil auf.
Damit ist alles wieder offen, aber auch noch nicht ausgestanden. [...]

Der Wunsch nach einem anderen Gesellschaftsmodell, nach einer Alternative nach "Mein Auto-mein Haus-mein Boot" hat inzwischen schon rund 200 Gemeinschaften in Dtl. entstehen lassen – hier einen Garten Eden:

"Es ist eigentlich egal, wen wir herholen – den Menschen, der im Schwarzwald die rote Liste der Botanik schreibt, also welche Pflanzen vom Aussterben bedroht sind, der war hier und hat gesagt: 'Paradies!' Verschiedene Ornithologen waren hier und sind alle begeistert, wie viele Vogelarten es hier gibt. Insekten – ist genau das gleiche, 'n Igel wohnt hier, die Füchse usw."

Fast hätte Lea einen Job bei Greenpeace Hamburg bekommen – inzwischen ist sie froh, dass es nicht geklappt hat.

"Was mich hier hält, ist es ganz klar immer noch die Perspektive und die Potentiale, die für mich in dem Schloss und dem Gelände und den Menschen hier stecken, und die Vision, hier was herzuzaubern, was viele Menschen begeistert und entzündet, selber auch aktiv zu werden."

Früh schon den Nährboden zu bereiten für einen respektvollen Umgang mit der Natur – das ist Leas Ziel und Hoffnung. Eines der Projekte, für das sie auf Schloss Tonndorf arbeitet, ist das Grüne Klassenzimmer. Dabei ist es Leas Aufgabe, Kindern und Jugendlichen aus der Umgebung ihr Wissen über Kräuter weiterzugeben.

*) "Drei Jahre später, im Jahr 1862, bringt Henry Dunant ein Büchlein heraus:
"Un Souvenir de Solferino" – Eine Erinnerung an Solferino. Dieser Bericht führt zur Gründung der ersten NGO, der ersten Nichtregierungsorganisation der Geschichte – nämlich des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, und zur Begründung des humanitären Kriegsvölkerrechts der Neuzeit.
Diese Schrift steht am Anfang einer Geschichte, die bis heute aktuell bleibt – bis zu den Terroranschlägen vom 11. September, bis in die Wochen der Daisy-Cutter-Bomben, der Splitterbomben über Afghanistan, der flächendeckenden Benzinbomben und der Bombenabwürfe auf ein Lager von afghanischen Kriegsgefangenen: fast auf den Tag genau hundert Jahre nach der Verleihung des ersten Friedensnobelpreises an Henry Dunant (und an den französischen Friedenskämpfer Frédéric Passy). Es ist dies der Anfang einer immer noch unvollendeten und nie zu einem Ende kommenden Geschichte des Unmöglichen: der Humanisierung des Inhumanen – des Krieges." ("Red Shield" – Rothschild and "Red Cross" ...)


05/04'10 Feldbefreiung Gatersleben – Interview mit Udo Israel von Radio Corax

Lea) Wir haben den Versuch damals gestoppt, weil der in mehrfacher Hinsicht ganz skandalös war und zustande gekommen ist: eine der größten Gen-Banken in Europa und auf der Welt zum Thema Weizen, Gräser und Getreidesorten bedroht hat in ihrer Reinerhaltung der Artenvielfalt.
Udo)
Ihr habt diesen Versuch also – in deinen Worten – "abgebrochen", und der Betreiber, das IPK, forderte daraufhin einen Schadensersatz von 240.000 Euro.
Lea) Genau.
Udo) Klar, das bezahlt man nicht einfach so.
Nun läuft da diese Klage, die schon mehrfach verhandelt und z.T. auch abgewiesen wurde – heute wird das irgendwie fortgesetzt: Wie ist denn der Prozess bisher verlaufen, kannst du das zusammenfassen bitte?
Lea)
Also der Prozess ist bisher so verlaufen, dass diese Forderungen gestellt wurden und es eine mündliche Verhandlung am Landgericht in Magdeburg gab. Und dort wurden von den 245.000 über 140.000 Euro abgewiesen, weil es der Gegenseite nicht gelingt, den Schaden zu begründen – also darzulegen, warum und wie genau dieser Schaden entstanden ist. Daraufhin sind die in Berufung gegangen, und heute verhandeln wir am Oberlandesgericht in Naumburg nochmal weiter über diese Schadenshöhe – das ist dann die nächste Instanz. [...]

Es ist so, das Landgericht in Magdeburg hat damals ein Grund- und ein Teilurteil erlassen und in dem Teilurteil eben diese 140.000 abgewiesen und in dem Grundurteil entschieden, dass wir aber den Schaden, der dann wirklich entstanden ist, auch bezahlen müssen. Und das ist zweimal halb, aber noch nicht ganz entschieden, und gegen dieses Grundurteil sind wir in Berufung gegangen und gegen das Teilurteil, die Schadenshöhe, die Gegenseite.
Wir gehen davon aus, dass heute beides nochmal verhandelt wird, weil sich das Gericht vorzugsweise erstmal der Schadenshöhe widmet, denn wenn da vielleicht gar kein Schaden darlegbar ist, dann müssen sie den Grund auch nicht mehr behandeln. Und wir schätzen das so ein, dass ihnen das lieber wäre, damit sie sich nicht damit auseinandersetzen müssen, ob's vielleicht von unserer Seite 'ne Rechtfertigung gäbe, die das, was wir getan haben, straffrei oder schadensersatzfrei stellen müsste.

Man muss sehr genau zwischen Strafprozess und Zivilprozess unterscheiden. Wir befinden uns hier im Zivilprozess, da geht's wirklich nur um die Schadenshöhe und den Schadensersatz und darum, ob wir so schuldig sind, dass wir Schadensersatz zahlen müssen. Und dann geht's in 'nem anderen Prozess, den der Staat gegen uns führen würde, um eine Strafe, die mit der Schadenshöhe nicht viel zu tun hat. Hier geht's jetzt darum, gibt's einen Rechtfertigungsgrund, gibt's einen Grund, der dazu führen würde, dass wir Aktivisten keinen Schadensersatz zahlen müssen, weil – im Zivilprozess ist "Geschäftsführung ohne Auftrag" der Artikel, auf den wir uns da berufen – also dass wir was gemacht haben, was jemand anders hätte tun müssen, und dass man uns deshalb auch nicht für einen Schaden belangen kann, der da entstanden ist. Diesen Versuch zu stoppen, wäre im Prinzip Aufgabe des Staates oder des IPK selbst gewesen.

Udo) Genau. Da sind wir jetzt schon bei der Argumentation, die mich besonders interessiert, weil man könnte jetzt natürlich auch so von außen eben ... also da sind ja Vokabeln im Spiel: da hat "'ne Initiative ein Feld zerstört" – das klingt natürlich total nach brutaler Gewalt. Man könnte auch sagen, hey, dieses Institut, also klar forschen die da, aber das ist doch 'n ehrenwertes Institut ... Was ist eure Argumentation? Warum hat diese Aktion stattgefunden, und warum sagst du jetzt, der Staat hätte das unterbinden müssen?
Lea)
Weil der Versuch nie genehmigungsfähig war, und deswegen halten wir auch die Genehmigung für nichtig. Die entbehrt einer rechtlichen Grundlage, die widerspricht dem Gentechnik-Gesetz.
("Das Land Sachsen-Anhalt hatte geklagtSchavan (SJ) – dort sieht man jetzt den Fortschritt gebremst.")
Die vorgeblichen Sicherheitsprüfungen haben nach Aktenlage überhaupt nicht stattgefunden, und die genehmigende Behörde ist dafür bekannt, dass sie noch überhaupt keinen Antrag in ihrer Geschichte abgelehnt hat.
Also da kann beantragen, wer will und was man gentechnisch freisetzen will, es wird immer genehmigt. Und das macht natürlich 'n ganz großes Fragezeichen an die Sicherheitsüberprüfung von solchen Versuchen. Und wir haben jetzt gerade durch den Prozess nochmal viel Akteneinsicht bekommen und Dokumente angesehen – das führt immer mehr dazu, dass es gar keine rechtliche Grundlage für diese Freisetzung gab und dass sie allen Gesetzen, die sich diesem Thema widmen, auch widerspricht und zuwiderhandelt.